Sonnige Tage - Achtung vor hohen Temperaturen im Auto - Hitzetod droht
Die ersten wirklich heißen Tage und wir müssen leider aus aktuellem Anlass wieder auf die Gefahren hinweisen, die von in der Sonne geparkten Fahrzeugen ausgehen.
Immer wieder werden wir zu geparkten Fahrzeugen alarmiert, in denen sich Kleinkinder oder Tiere eingeschlossen befinden.
Durch die geringere Körperoberfläche bei Kindern ist der Wärmeaustausch viel geringer, der Körper heizt sich im warmen Fahrzeuginnenraum viel stärker auf. Zudem verhindern der Kindersitz und die Kleidung, dass das Kind ausreichend schwitzen kann. Da im Wageninneren jeder Luftzug fehlt, erhitzt sich der Körper drei Mal schnell als bei gleichen Temperaturen draußen.
Noch schlimmer ist es bei Haustieren, da diese meist über keine Schweißdrüsen auf der Haut verfügen und nur über das Hecheln die Körpertemperatur regeln können.
Machen wir mal ein kleines, realistisches Szenario:
Es ist ein sonniger Tag in Starnberg, Temperaturen um die 26 Grad, keine Wolke trübt den Himmel.
Minute 0:
Eine aufmerksame Passantin stellt fest, dass sich in einem in der Sonne geparkten Fahrzeug seit einigen Minuten ein schreiendes Kind befindet. Sie beobachtet die Situation, ob nicht vielleicht doch noch die Eltern zurückkommen. Fehlanzeige.
Minute 3:
Sie prüft, ob die Türen oder Fenster zu öffnen sind - ebenfalls Fehlanzeige. Das Kind schreit immer mehr, schwitzt stark. Sie ruft die Feuerwehr über die Notrufnummer 112 an.
Minute 3,5:
Der Disponent in der Leitstelle alarmiert uns noch während des Gesprächs, um Zeit zu gewinnen. Denn diese Zeit werden wir brauchen, um von zuhause oder Arbeitsplatz zum Gerätehaus in der Ferdinand-Maria-Strasse zu kommen.
Minute 6:
Die ersten Kräfte treffen im Gerätehaus ein, ziehen sich um und besetzen sofort (!) das erste Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug, in dem wir alle notwendigen Geräte für diese Einsatzlage mitbringen. Das Fahrzeug rückt mit 5 Kameraden aus.
Minute 9:
Wir treffen an der Einsatzstelle ein.
In Summe sind mit Sicherheit seit der ersten Wahrnehmung in etwa 10 Minuten vergangen. Ein Blick auf die von Wissenschaftler Andrew Grundstein von der University of Georgia und anderen im Jahre 2010 erstellte Tabelle zeigt, dass die Temperatur im Fahrzeug mittlerweile auf gut 33 Grad angestiegen ist.
Das Kind ist in Lebensgefahr, entsprechend schnell müssen wir reagieren.
Der schnellste Weg in den Fahrzeuginnenraum ist über eine der Seitenscheiben, die wir mit einem Fensterkörner zunächst sprengen und dann in den Fahrzeuginnenraum drücken. Dann wird einer unserer Kameraden über diese Öffnung zum Kind gelangen, es aus dem Kindersitz befreien und dem Fahrzeug bringen.
Wir möchten nochmals darauf hinweisen, dass wir hier nicht über Einzelfälle sprechen, jedes Jahr sterben allein in den Vereinigten Staaten 40 Kinder den Hitzetod.
Zusammenfassung:
Sollten wir bei unserem Eintreffen eine lebensbedrohliche Situation vorfinden, kennen wir keinen Pardon. Stichwort "Gefahr im Verzug": Egal wie edel die Karosse, wir werden den für uns schnellsten Weg ins Fahrzeuginnere finden, notfalls mit Gewalt und unter Inkaufnahme von Sachbeschädigung.
Wir für Starnberg. Seit 1862.